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Kollaps (the return of the Blechschrank)

from Apfel by Yok

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Eine anarchische Chronik.

lyrics

KOLLAPS

Dafür, dass der soziale Frieden
kollabiert und hier fast schon am Boden liegt,
ist es hier ganz schön ruhig geworden!
Dafür, dass die Menschenverachtung,
sich hier ausbreitet wie ein Gift,
ist es hier ziemlich still.

2020 hätte so gut werden können, war dann aber doch nicht so schön gewesen. Von Nachhaltigkeit hatten immer alle geredet und dann hat uns wer aber mal so richtig gezeigt, wie das funktioniert mit der Nachhaltigkeit. COVID-19 hieß das blöde Arschloch. Kam einfach rein ohne Guten Tag zu sagen, setzte sich hin und machte sich breit. Wow.
Was'n Vollidiot, aber beschimpfen half gar nix. Sterben, verzweifeln und krank werden, das war stattdessen plötzlich überhaupt kein Problem mehr.
Andere Themen verschwanden dafür komplett von der Bildfläche. Jetzt schaute erstrecht fast niemand mehr hin, wenn Menschen im Mittelmeer ertranken oder in Lager gesteckt wurden, die vor allem eines ausstrahlten: Ihr seid hier nicht erwünscht. Punkt! Das große zivilisierte Europa gab den Hilfesuchenden fast nichts außer Kontrolle, Repression, schlechte Behandlung und unwürdige Behausungen.
Das war das große Ganze. Etwas Kleinteiliger betrachtet gab es dann doch Verantwortliche, die sich zumindest für die Aufnahme von Geflüchteten in ihren Kommunen einsetzten. Da waren sogar Politiker*innen dabei, die offenbar ihr C im Parteinahmen wiederentdeckten. Dieser Umstand machte zusätzlich deutlich, dass die Zustände in den Sammellagern wirklich schlimm sein mussten. Wir wussten das aber ohnehin von zugewandten Journalist*innen und Aktivist*innen vor Ort, die nicht müde wurden, darauf hinzuweisen.
Zeitgleich mehrten sich die Berichte über Rechtsextremismus bei Polizei und Bundeswehr. Das war eigentlich überhaupt nichts Neues, außer, dass nun auch selbst Konservative aus der Politik ihre Besorgnis äußerten. Sogar Verfassungsschutzmitarbeiter*innen sprachen plötzlich öffentlich von einer Gefahr für die Demokratie. Der Verfassungsschutz ey, dieser zwielichtige Scheiß-Verein, der diese rechtsterroristischen Strukturen teilweise selbst mit aufgebaut und stets unterstützt hatte. Der immer wieder Größe zeigte im Wegschauen und vorbildlich war im Deckeln von Sachverhalten und im Schreddern von Akten. Wenn aus dieser Ecke nun plötzlich Statements kamen, dass das nicht nur Einzelfälle wären, sondern der Rechtsextremismus in diesen uniformierten Strukturen und Sondereinheiten endgültig angekommen wäre und sich nun gut organisiert und fröhlich ausbreite, dann musste die Lage verdammt ernst sein.
Tja, und irgendwo musste die ganze Munition, der Sprengstoff und die die zahlreichen Waffen ja geblieben sein, die massenhaft aus den militärischen Depots geklaut wurden?!
Uiuiui Tiffy. Das klang wirklich nicht gut. Drohmails an Menschen, die sich antifaschistisch engagierten direkt aus Polizeicomputern. Wow! Morddrohungen gegen Migrant*innen sowieso, aber jetzt auch vermehrt von Bullen, die sich ganz offen z.B. NSU 2.0 nannten. Da gab es Nordkreuz und Nazi-Chatgruppen, Blood an honour und Combat 18, die AFD, die Identitären, Pegida, Nazirockgruppen und viele Festivals wie z.B. Schild und Schwert und wie der ganze Scheiß sonst noch so hieß und heißt. Alle hübsch im Gespräch miteinander. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen. Nein! Halt die Fresse man!
Nicht lustig Leute. Der Trend ging und geht wieder klar in Richtung männliche Dominanz, patriotisches Gehabe, nationale Aggression, Bewaffnung, Diskriminierung, Ausgrenzung, Abgrenzung, Rassismus. Daraus resultieren all diese konstruierten Feindbilder, aus denen
mörderische Anschläge werden. Stigmatisierung, Entmenschlichung pur, Hass ohne Ende, sexualisierte Gewalt, Unterdrückung. Die Liste hört gar nicht mehr auf.
Und als ob das nicht schon genug gewesen wäre, sahen sich Menschen, die sich dagegen engagierten, damit konfrontiert, dass sie aus ihren Häusern, Wohnungen und Räumen rausflogen. Unter massiver Polizeigewalt. Liebig 34 und die Neuköllner Kneipe Syndikat, auch das war 2020. Und unter einem rot-rot-grünen Senat übrigens. Klaro Mikrokosmos Berlin, aber stellvertretend dafür, dass mittlerweile überall Profitinteressen über dem Recht auf Wohnen und Leben stehen.
Und COVID-19 guckte sich das alles an und freute sich den Arsch ab, dass Menschen jetzt an diesem Punkt nicht zusammenrückten, sondern sich noch mehr entsolidarisierten. Und ich freute mich, dass sich die Eichhörnchen in unserem schattigen Innenhof den Fressnapf mit den Spatzen teilten ohne dass es Stress gab. Das bedeutet nämlich, dass eigentlich genug für alle da ist und das erzähle ich jetzt dem Nächstbesten, der mir irgendwie blöd kommt.

credits

from Apfel, released January 7, 2021

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yok pocketpunk (ex-quetschenpaua) Berlin, Germany

born 1962,
out of school 1981,
no military service, singing since 1984,
cabdriver since 1989, five years of barkeeping, radical left-wing political activist, handball player, antitainer, still living in berlin.

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